Angesichts knapper Ressourcen und des fortschreitenden Klimawandels stößt die bisherige Linearwirtschaft 'take, make, dispose' allmählich an ihre Grenzen.

Jedes Jahr werden mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke produziert. Davon werden weniger als 1 Prozent zu gleichwertigen Fasern recycelt. Aus dem Rest entstehen ca. 2,1 Milliarden Tonnen Abfall.

Parallel dazu nehmen die negativen Auswirkungen auf Ressourcen, Wasser, Energieverbrauch und Klima weiter zu. Der Handlungsbedarf in den Bereichen Produktion und Verbrauch von Textilien ist daher dringlicher denn je.

Die größte Herausforderung für die Modeindustrie ist die Abfallmenge, die durch Fast Fashion entsteht

Der europäische Green Deal

Am 30. März schlug die Europäische Kommission eine Strategie für nachhaltige Textilien vor. Die Strategie verlangt, dass in der EU bis 2030 nur noch Textilien auf den Markt kommen, die langlebig und recycelbar sind – und zu einem großen Teil bereits aus Recycling-Fasern bestehen und unter Beachtung von sozialen Rechten und der Umwelt hergestellt werden.

Die Idee eines zirkulären Wirtschaftssystems, bei dem Produkte und Materialien so lange wie möglich geteilt, gemietet, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden nennt sich "Circular Economy" – getreu dem Motto „Des einen Abfall ist des anderen Ressource“.

Circular Economy - Closing the Loop


Von der Wegwerfwirtschaft - zur Kreislaufwirtschaft

Um den positiven Einfluss auf die Umwelt besser zu verstehen, kann die Kreislaufwirtschaft im Vergleich mit der Linearwirtschaft betrachtet werden. Dort werden große Mengen natürlicher Rohstoffe für Einmalprodukte verwendet, die anschließend entsorgt werden.

Dieses Modell wird auch als „Wegwerfwirtschaft” bezeichnet.

Zwar wird Recycling mittlerweile großgeschrieben, doch viele Kleidungsstücke sind gar nicht so designt, dass sie sich wiederverwenden lassen. Kreislaufwirtschaft an sich bedeutet daher viel mehr als Abfallwirtschaft oder Recycling.

Dem gegenüber steht die Circular Economy oder auch “zirkuläre Wirtschaft”, geprägt von der Ellen MacArthur Foundation. Produkte werden bereits mit dem Hintergedanken hergestellt, dass sie sich später in bestehende Kreisläufe einfügen können.
Circular Economy - Ethical Made

Der Erstnutzung folgen idealerweise noch weitere Reuse-Phasen. Diese lassen sich durch Wartung und Reparatur noch verlängern. Und erst dann folgt die Recreate-Phase, sprich das Produkt wird möglichst vollständig recycelt, sodass aus seinen Bestandteilen etwas Neues entstehen kann.

Was bedeutet die EU-Strategie in der Praxis?

In der Strategie der EU-Kommission werden Maßnahmen für den gesamten Lebenszyklus von Textilerzeugnissen vorgeschlagen. Sie befasst sich damit, wie Textilien gestaltet und verbraucht werden. Unter anderem werden nachhaltige technologische Lösungen und innovative Geschäftsmodelle geprüft.

Zu den Maßnahmen gehören u.a.:

  • Neue Anforderungen an die Gestaltung von Textilien im Rahmen der Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte, mit denen verpflichtende Mindestwerte für die Verwendung recycelter Fasern in Textilien festgelegt werden und dafür gesorgt wird, dass die Produkte länger nutzbar sind und leichter repariert und recycelt werden können.

  • Gemäß der vorgeschlagenen Verordnung werden nachhaltige Textilerzeugnisse in der EU Standard. Außerdem wird die Vernichtung nicht verkaufter Waren unter bestimmten Bedingungen verboten, was auch für nicht verkaufte oder zurückgesendete Textilien gilt.

  • Klarere Informationen auf Textilien und ein digitaler Produktpass auf der Grundlage verbindlicher Informationsanforderungen zur Kreislauffähigkeit und zu anderen wichtigen Umweltaspekten

  • Gemeinsame Entwicklung eines Fahrplans für den Übergang im Textilökosystem, um das weitere Vorgehen festzulegen und konkrete Schritte zur Verwirklichung der in der Textilstrategie für 2030 angestrebten Ziele zu unternehmen.

    Pilotprojekt: Aus Altem tolles Neues machen!

    Als innovatives Startup wollten wir unsere Möglichkeiten für einen funktionierenden Textil-Kreislauf erkunden. Daher haben wir Statistiken und Gesetze gesichtet, mit Herstellern und Recyclingexpertinnen gesprochen, Vorträgen und Konferenzen besucht – um unsere Ressourcen im Kreislauf zu halten.

    Um den Stoffkreis zu schließen, braucht es Faser-zu-Faser-Recycling, doch wer einen Stoff recyceln will, muss wissen, um welches Material es sich handelt. Das sieht man vielen Alttextilien nicht an. Das Etikett ist futsch oder unlesbar. Jedes Kleidungsstück sollte stattdessen mit einem digitalen Produktpass ausgestattet werden, auf dem die Materialzusammensetzung gespeichert ist. Sortieranlagen können dann die ID auslesen und die Stoffe trennen.

    Rethink:

    • Das Berliner Unternehmen Circular.Fashion verhilft Modemarken, Lieferanten, Sortierbetrieben und Recyclern mit einer einzigartigen Software samt Beratung und Training zu einer systemischen Zirkularität.

    • Für unseren Piloten haben wir uns daher den Open Data Standard von Cicular.Fashion angesehen und mittels QR-Code versucht, Informationen zu unserem T-Shirt, basierend auf der Spezifikation abzubilden.

    • Die beispielhaften Dokumentationen und Ressourcen können aus dem Github-Repository abgerufen werden, und enthalten XML-Schema, Validierungstools und Beispieldaten.

    Ethical Made Circular Tee

    Reuse:

    • Aktuell arbeiten wir an einem Rücknahmesystem: Kunden schicken ihre alten Public Art T-Shirts ein und wir stellen aus ihnen wiederum neue Artikel her.

    • Da die Politik vorschreibt, wie viel recyceltes Material der Neuware zugesetzt werden muss haben wir entschieden das unser Pilot 50% recycelte Biobaumwolle, und 50% ungefärbter Roh- Biobaumwolle enthalten soll.

    • Der QR-Code weist die Herkunft und die Materialzusammensetzung aus und erklärt, wie das Circular Tee recycelt oder an uns zurückgeschickt werden kann.

    Circular Tee -  Ethical Made

    Recreate:

    • Wir haben Schnittabfälle und Retouren gesammelt und diese in einer Spinnerei fein schreddern lassen, bevor diese mit Roh-Biobaumwolle gemischt wurden.

    • Die neuen hochwertigen Fasern wurden verzwirnt und zu neuem Garn versponnen. Aus diesem Garn entstand schließlich der Stoff für unser Circular-Tee.

    • Durch den Wegfall des Färbungsprozesses wird nicht nur der Einsatz von Chemikalien reduziert, sondern auch der Wasserverbrauch pro Kleidungsstück.

    • Pro Kilo recycelten Garns wurden 20.000 Liter Wasser, 200 Gramm Pestizide und Düngemittel sowie 2,7 Gramm Färbemittel und Chemikalien eingespart.

    Circular Economy - Vintage Circular Tee

    Wir finden dieses Konzept genial, denn wenn viele Unternehmen jetzt beginnen, die nachhaltigen Zukunftstechnologien zu nutzen, sprich immer mehr Label mitmachen, dann wird der sogenannte „Economies of Scale-Effekt“ rasch zum Tragen kommen und diese innovativen Herstellungs- und Recycling-Methoden für alle sehr viel preisgünstiger machen - und die Textilindustrie revolutionieren.

    Für uns genug Ansporn, zukünftig zu sammeln und zu sortieren, und wenn wir genug Material haben, verarbeiten wir die Baumwolle zu neuen hochwertigen Fasern.

    Lasst uns gemeinsam ein Stück gute Veränderung sein!

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